Holistisches Weidemanagement – eine Methode aus Afrika

Holistisches Weidemanagement oder weniger hochgestochen ausgedrückt (dafür auf Englisch): mob grazing, ist eine Methode der Beweidung, die die natürlichen Gegebenheiten durch welche Graslandschaften buschfrei blieben, nachahmt.

Seit Jahrtausenden werden Grasflächen von grossen Herden weidender Tiere frei von Büschen und Bäumen gehalten. Dies geschah, bevor der Mensch anfing diese Landschaften für Viehzucht zu nützen auf völlig natürliche Art und Weise. Bisons und Wisente hielten durch ihre Fressaktivitäten diese Flächen in dem Zustand, der heute mit Mähen und Heuen erreicht wird. Allerdings waren die Böden, auf denen die ursprünglichen Bewohner «wirtschafteten» ungeheuer fruchtbar, tiefgründig und dicht bewachsen.  Ein Widerspruch mit den heutigen Erkenntnissen, die oft grasende Kühe für die Schädigungen von Grasnarben verantwortlich machen?

Nein. Denn ein wichtiger Faktor wird immer wieder diskret unter den Tisch gekehrt: die Raubtiere. Diese sorgten dafür, dass sich die riesigen Herden grosser Weidetieren beständig weiterbewegten und nicht auf einer Fläche blieben.  Erst nach relativ langen Zeiträumen, kehrten die Herden wieder zurück. Und hier liegt der Schlüssel für holistisches Weidemanagement. Es geht um Zeit. Die Zeit, die eine Fläche hat um sich vom Impact einer eng ziehenden Herde zu erholen. In der modernen Abwandlung des «mob grazings» wird hier eine Weidefläche in viele kleine Flächen unterteilt. Diese werden jeweils ein paar Tage intensiv beweidet und danach sehr lange in Ruhe gelassen. Dadurch kann sich das Gras erholen – nicht nur «nach oben», also indem es Stängel und Blätter neu bildet, sondern auch «nach unten», in die vergessene und vernachlässigte Welt des Lebens. In den Boden. Oft wird vergessen, das Gras, nach einem Schnitt oder nachdem es abgefressen wird, den verbliebenen Zucker in ihrem Wurzelwerk aktivieren um grüne Biomasse  herzustellen, um dann wieder Photosynthese machen zu können. Aber, dass oftmals der Zeitraum zwischen den Schnitten zu gering ist, um den Gräsern auch zu erlauben die mobilisierten Speicher aufzufüllen. Das hat jedoch verheerende Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit. Denn mit dem Rückgang der Wurzelmasse, geht auch die bioaktive Masse an Organismen im Boden zurück. Wurzeln sind nur noch oberflächlich zu finden, wo schnellen Zugang zu aufgebrachtem Dünger oder Gülle vorhanden ist und die Humusschicht wird kontinuierlich abgebaut. Zudem reisst intensive Beweidung Löcher in die Grasnarbe und auch hier brauchen die Pflanzen Zeit um sie zu schliessen.

Holistisches Weidemanagement oder mob grazing stellt die natürliche Wechselwirkung zwischen Graslandschaft, Weidetieren und Raubtieren nach – mit Zaun und Fleiss. Denn der Arbeitsaufwand in der Planung, Einteilung und im beständigen Weitertreiben des Viehs ist ungleich grösser, als der bei der herkömmlichen Beweidung. Allerdings danken die Flächen mit Humusaufbau, geschlossener Grasdecke, diverserem Bewuchs und schlussendlich – mit Zukunftstauglichkeit. Und das Rind wird plötzlich vom Klimasünder zum CO2 Fixierer 🙂 Wie vor hunderttausenden von Jahren, als die Natur auch gut zurecht kam mit Wiederkäuern…