Permakultur – berühmt, berüchtigt

Der Begriff «Permakultur» setzt sich aus „permanent“ und „Agrikultur“ zusammen. Damit ist klar worum es geht: ein Ökosystem zu schaffen, das sich selbst erhält. Soll heissen, es wird ein Zusammenspiel der Natur designt, sodass nur wenig Bedarf für weitere menschliche Einmischung besteht.

Wichtig bei Permakultursystemen ist, dass sie trotz ihrer scheinbaren Natürlichkeit hochproduktive Nutzflächen darstellen, bei denen das Augenmerk auf möglichst vielfältiger und ertragreicher Ernte liegt. Durch langfristige Planung reguliert sich das System selbst. Einerseits bringt es vielfältige Ernte hervor (also nicht auf ein Produkt fokussiert) und andererseits ist die Notwendigkeit einzugreifen auf ein Minimum verringert.

Zusätzlich ist Energie sparen eine Grundregel. Man nutzt natürliche Energiequellen aus und spart seine eigenen.

Der ethische Leitsatz dieser Methode ist ebenfalls ein recht simpler:

«Die wichtigste ethische Entscheidung ist, Verantwortung für unser eigenes Leben und das unserer Nachkommen zu übernehmen. Und zwar jetzt.» (Bill Mollison)

Alles beginnt mit der Beobachtung. Die Grundlage einer Permakultur ist das Verständnis des Areals und der Umwelteinflüsse darauf. Die Beobachtungsphase dauert lang und kann sich mit den ersten Planungsschritten schon mal überschneiden.

Zonenplanung:

Die Zonenplanung soll die bestmögliche Nutzung der eigenen Energie innerhalb der Permakulturfläche abbilden.

Das Areal wird in Zonen eingeteilt, die von 0 bis 5 durchnummeriert werden.  Angeordnet werden diese Zonen annähernd kreisförmig um den dauerhaften Aufenthaltsort des Menschen herum. Dieser Ort ist die Zone 0 und stellt das Zentrum dar, während Zone 5 die am entferntesten gelegenen Abschnitte des Areals sind. Die Wildniszone also.

Warum macht man das?

Ganz einfach: der Grundsatz für die Zonenplanung lautet, so wenig eigene Energie beim Bewirtschaften des Landes zu verschwenden wie möglich. Das bedeutet dass man ausgehend von dem Ort, an dem sich der Bewohner und Bewirtschafter die meiste Zeit aufhält, plant.

Sektorenplanung:

Die Sektorenplanung hingegen findet ihre Grundlage in der bestmöglichen Nutzung der von aussen einströmenden Energie.

Das bedeutet, es muss genau beobachtet werden wie sich Sonne, Wind, Wasser, Staub & Lärm etc. in das Areal und darin bewegen. Zudem muss geklärt werden, welche dieser Energieeinflüsse der Permakulturdesigner nutzen möchte und welche er abwehren will (z.B. Nachbarn 🙂 ). Das alles natürlich zu allen Jahreszeiten. Zwei wichtige Faktoren sind:

Sonne

Die wichtigsten Fragen der Botanik sind die nach Wärme und Kälte. Kälte ist für Pflanzen ein primärer Wachstumshemmer. Das bedeutet, der Permakulturdesigner beobachtet, wo zu welcher Jahreszeit wie viel Sonne auftrifft. Auf Grund der Sonnen- und Schattenzonen kann er planen, welche Pflanzen er in die pralle Sonne pflanzt, und welche auch oder sogar ausschliesslich im Schatten gedeihen.

Mit der einströmenden Sonnenenergie ist viel möglich: die Wärme kann zum Beispiel in einem Teich gespeichert werden. Pflanzen, die um diesen Teich herum gedeihen, wird auch in der Nacht nicht kalt. Wasser als Wärmespeicher ist sehr beliebt in der Permakulturplanung. Ein weiterer Vorteil von Wasser ist, dass die Oberfläche Sonnenstrahlung reflektiert. Je nach Einstrahlungswinkel können im Umkreis Pflanzen positioniert werden, die ein Plus an Sonne brauchen. Beispielsweise Südfrüchte.

Sonnenwärme kann auch über sogenannte «Sonnenfallen» gespeichert werden. Man positioniert dazu in der Nordseite hinter einem Beet oder sonnenliebenden Pflanzen eine Steinmauer oder eine Hecke. Diese wird nun von Süden bestrahlt. Die Pflanzen davor profitieren von abgegebener Wärme in der Nacht und zudem werden sie auch während des Tages von zwei Seiten aufgeheizt: einmal direkt von Süden, von der Sonne und einmal von Norden, von der «Sonnenfalle» im Rücken.

…und Wind

Wind bedeutet für Pflanzen nicht nur Kontakt mit physikalischer Belastung auf den Stamm, die Wurzeln und die Äste. Also der Kampf gegen die Scherkräfte. Wind bedeutet auch Wasserverlust und Verdunstungskälte. Je mehr sich die Luft um die Blätter bewegt, desto weniger kann eine Wassersättigung der Luft um das Blatt erreicht werden. Die angefeuchtete Luft wird immer wieder weg transportiert und mit trockener Luft ersetzt. Das heisst, Wind verursacht vermehrten Wasserverlust. Durch die Verdunstungskälte kommt es auch zu einer Abkühlung um die Pflanze.

Eine funktionierende Permakultur lässt sich aufbauen, wenn folgende grundlegende Handlungsprinzipien befolgt werden:

Permakultur Handlungsprinzip «Kreisläufe schliessen»

Soll so viel heissen wie: nichts wird verschenkt! Ressourcen werden nicht nur genutzt sondern auch geschaffen um ein unabhängiges, selbsterhaltendes System zu bauen. Verschwendung von Energie, Nährstoffen, Wasser und Platz wird auf ein Minimum reduziert und natürlich werden kreative Lösungen gesucht um ein möglichst unabhängiges Ökosystem aufzubauen.

Permakultur Handlungsprinzip «Diversifizieren»

Je diverser eine Lebensgemeinschaft ist, desto widerstandsfähiger ist sie gegen unvorhersehbare Umwelteinflüsse und Schädlingsangriffe. Das ist das Problem mit Monokulturen: sie sind labil und angreifbar. Es genügt ein Schädling um riesige Ernten zu vernichten. In artenreichen Ökosystemen greifen hingegen unterschiedlichste Abwehrmechanismen:

  • Es gibt Fressfeinde für den Schädling
  • Vielfrasse werden durch andere Bepflanzung vertrieben
  • Physikalischer Schutz vor Umwelteinflüssen (Bäume schützen bodennahe Pflanzen vor Wettereinflüssen, Trockenheit, Sonneneinstrahlung)

Permakultur Handlungsprinzip «Schichten (& Stapeln)»

Auch dafür sind Funktionsmanagement-Fähigkeiten sehr wichtig. Die grundlegende Fragstellung lautet nämlich: wie kann so viel Ertrag wie möglich auf so kleiner Fläche wie möglich und so dauerhaft wie möglich ohne grosse Energieaufwände erreicht werden?

Der schlaue Permakulturdesigner greift zum Schichten und Stapeln und schichtet unterschiedliche Keimungszeiten und Blütezeiten übereinander, unterschiedliche Wuchshöhen und Wurzeltiefen.

Dadurch erreicht es nicht nur viel Ertrag, sondern auch ein gesundes Ökosystem, in dem für keinen Akteur zu keiner Zeit extreme Ressourcenknappheit herrscht. Bienen und andere bestäubende Insekten finden das ganze Arbeitsjahr über genügend Blüten vor. Bodenlebewesen profitieren von geschütztem unbearbeitetem Boden und der Mensch von dauerhafter Essensversorgung mit unterschiedlichen Erntezeitpunkten.